Noch Segen oder schon Fluch?

Wenn das Handy zur Droge wird

Es sind schon merkwürdige Bilder: Fußgänger, die ihr Smartphone vor sich hertragen; Radfahrer, die im dichten Straßenverkehr mal eben etwas checken oder sharen müssen; Eltern, die in ihr Handy versunken auf dem Spielplatz sitzen, während neben ihnen ihr Nachwuchs um Aufmerksamkeit bettelt; Pärchen, die sich im Restaurant gegenübersitzen, sprachlos in ihre Smartphones vertieft. Etwas Zombiehaftes hat es schon, diese Fixierung auf den kleinen Schirm.

Nützliches kleines Ding

Ein wenig von diesem Sog haben wir sicher alle schon erlebt. Wenn wir feststellen, eben erst von zuhause aufgebrochen, dass wir ohne Handy unterwegs sind – völlig unerreichbar und im Ernstfall womöglich hilflos. Wenn wir uns auf die Ansagen des Navis verlassen und plötzlich kein Netz mehr haben. Wenn wir, während wie einen Film sehen, mal kurz googeln müssen nach einem Schauspieler – und bei der Gelegenheit nur mal kurz checken, was es sonst so Neues gibt auf unseren diversen Info-Kanälen. Und natürlich wenn irgend etwas in dem kleinen Ding nicht so funktioniert, wie es soll – und uns das einfach keine Ruhe lässt.

Unbestritten, dass der Computer im Taschenformat sehr, sehr nützlich ist. Uns mit Freunden, Verwandten und Kollegen vernetzt, Fragen beantwortet und Nachrichten liefert, den Weg zeigt und die Wetteraussichten für die nächsten Tage. Der uns zudem ein Unterhaltungs- und Zerstreuungsangebot liefert, rund um die Uhr, das attraktiv ist, um nicht zu sagen unwiderstehlich.

Leichtes Unbehagen

Weshalb also dieses leichte Unbehagen ob der Dominanz, die sich das Smartphone in unserem Alltag erobert hat? Weil wir wissen, dass hinter dem kleinen Schirm fleißig Daten über uns gesammelt werden, um unsere „Nutzererfahrung“ zu verbessern, sprich uns noch stärker zu binden? Weil wir begriffen haben, dass die schöne Welt, die wir uns gegenseitig auf Social-Media-Kanälen vorspiegeln, mit der Realität oft herzlich wenig zu tun hat? Weil wir erlebt haben, dass ein YouTube-Video uns zwar zeigen kann, wie man etwas „ganz einfach“ macht – dass das aber noch lange nicht bedeutet, dass es uns in der Realität auch gelingt?

 

„Willkommen in der Bubble,
in meiner digitalen Wohlfühlzone,
in meiner ganz eigenen Realität.“

Digitale Erlebniswelt

Das ist das Schöne an der digitalen Erlebniswelt: Sie befriedigt Bedürfnisse, und zwar herrlich unverbindlich und frei von Konsequenzen. Unbequemer Post in der Chat-Gruppe? Kann man drauf eingehen, muss man aber nicht. Nicht die gewünschte Antwort? Weitergoogeln, bis jemand mein Vorurteil bestätigt. Und wenn es auf meinen Instapost Likes  hagelt, dann fühlt sich das gut an, keine Frage.

Willkommen in der Bubble, in meiner digitalen Wohlfühlzone, in meiner ganz eigenen Realität. Kein Wunder, wenn diese Parallelwelt einen gewissen Sog ausübt. Weil sie mein Bedürfnis nach Zerstreuung genauso befriedigen kann wie nach Aufmerksamkeit und Anerkennung. Weil die Algorithmen lernen zu liefern, was mir schmeckt. Und weil mir dieses kleine Gerät jederzeit die Flucht aus einem realen Umfeld erlaubt, das sperrig sein kann und kompliziert und – irgendwie – nervig.

Die Frage liegt auf der Hand, wann der Sog zur Sucht wird. Eine Orientierung kann vielleicht der „Alcohol Use Disorder Identification Test, AUDIT“ liefern, der im Auftrag der WHO zur Erkennung von Alkoholsucht entwickelt wurde. Hier eine Auswahl der Fragen in leicht abgewandelter Form:

  1. Hat ein Verwandter oder Freund schon einmal Bedenken wegen Ihrer Handynutzung geäußert oder vorgeschlagen, dass Sie Ihre Handynutzung einschränken?
  2. Haben Sie sich oder eine andere Person durch Ihre Handynutzung schon einmal vernachlässigt?
  3. Hatten Sie in den letzten 12 Monaten wegen Ihrer Handynutzung Schuldgefühle oder Gewissensbisse?
  4. Wie weit oben steht der Griff zum Smartphone im morgendlichen Tagesablauf?
  5. Hat Sie Ihre Smartphone-Nutzung im Verlauf der letzten 12 Monate daran gehindert, das zu tun, was von Ihnen erwartet wurde?
  6. Haben Sie schon festgestellt, dass Sie weitaus mehr Zeit mit Ihrem Handy verbracht haben als geplant?
  7. Wie hoch ist der Anteil Ihrer verfügbaren Zeit, den Sie an einem durchschnittlichen Tag mit Ihrem Smartphone verbringen?

Sonnenseiten – Schattenseiten

Und dann wäre da letztlich noch eine einfache Nagelprobe: Wie leicht würde es fallen, das Smartphone für eine Weile – drei Tage, eine Woche – ausschließlich zum Zweck der telefonischen Erreichbarkeit zu nutzen? Also nur dann in die Hand zu nehmen, wenn es als Telefon klingelt, und nur zur Entgegennahme des Anrufs?

Es liegt uns fern, gute Ratschläge zu erteilen oder gar Urteile zu fällen. Aber als Entwickler einer Messenger-App machen wir uns nicht nur über die Sonnen-, sondern auch über die Schattenseiten des digitalen Informationsaustauschs Gedanken.

ownChat soll ein hervorragendes Werkzeug sein, das seinen Nutzern den Alltag spürbar erleichtert. Die Vertraulichkeit der Inhalte und die Integrität der Daten sind für uns oberstes Gebot. Wir freuen uns sehr, wenn unsere Nutzer mit ownChat zufrieden sind. Aber wir werden keinerlei Anstrengungen unternehmen, um unsere Nutzer zu einer verstärkten Nutzung zu verführen.

Weil ownChat den Auftrag hat, Menschen in einem geschützten Rahmen verlässlich und komfortabel miteinander zu verbinden. Und mehr nicht.

Weil sich ownChat nicht über Werbung oder die Vermarktung von Nutzerdaten finanziert. Und weil wir meinen, dass unser Smartphone ein wertvolles Werkzeug sein sollte. Und keine Droge.