Whapland: Neues Zeitalter der digitalen Normalität

Die Akzeptanz von Datenschutzverletzungen und ihre Folgen
   

Kein Zweifel: Die Zeiten ändern sich, und mit ihnen die Sitten und Gebräuche. In der Kneipe, in einem öffentlichen Gebäude oder gar in einem Restaurant zu rauchen: heute undenkbar, vor wenigen Jahren noch Normalität. In aller Öffentlichkeit laut zu telefonieren? Kaum zu glauben, aber das galt mal als ausgesprochen flegelhaft. Online-Dating? Völlig normal – aber noch nicht wirklich lange. Gerade im Umgang mit digitalen Medien, in der Art und Weise, wie wir kommunizieren und arbeiten, wird „normal“ ständig neu definiert.

Darf sich eine App unser Adressbuch einverleiben und auf eigenen Servern fleißig pflegen, sprich laufend aktualisieren? Noch nicht lange her, und die meisten von uns hätten allein die Frage als dreist empfunden. Ein Adressbuch ist eine ziemlich private Angelegenheit. Wer da drinsteht, wo sie wohnt, E-Mail, Telefonnummer, Foto, vielleicht Geburtstag und womöglich die eine oder andere Bemerkung – das geht irgendeine App nun wirklich nichts an.

Eine virtuelle Nation mit 2,4 Milliarden Bürgern

Anscheinend doch. Denn was vor wenigen Jahren noch als ziemlich dreist empfunden wurde, ist heute Normalität. Sicher, der Schutz unserer Privatsphäre ist uns nach wie vor sehr wichtig. Deshalb werden wir ja beim Besuch von Webseiten mit nervtötender Penetranz vor den bösen Cookies gewarnt. Die verpassen uns, vereinfacht ausgedrückt, eine anonyme Seriennummer, um uns beim nächsten Besuch wiederzuerkennen. Keinen Namen, keine Telefonnummer, keine E-Mail-Adresse – anonym halt. Aber wir sind gewarnt, und auf der Hut zu sein ist gut. Es sei denn, wir sehen vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr.

Der am weitesten verbreitete Messenger verzeichnete 2022 weltweit 2,4 Milliarden Nutzer in mehr als 180 Ländern und 60 verschiedenen Sprachen. Nur zum Vergleich: China und Indien haben jeweils rund 1,4 Milliarden Einwohner, die USA 340 Millionen und Deutschland knapp 85 Millionen. Als Nation wäre Whapland grob 28 mal so groß wie die Bundesrepublik. Und würde womöglich ein wenig an George Orwells „1984“ erinnern.

Willkommen in Whapland!

Von seinen Bürgern zieht die Whapland-Regierung das persönliche Adressbuch ein und hält es fleißig aktuell. Das meint sie natürlich nur gut, will ihren Bürgern nur sagen können, wer denn sonst noch so in Whapland wohnt oder gerade eingewandert ist. Den Namen anzeigen, wenn sich jemand meldet, vielleicht sogar das Foto. Das ist doch wirklich praktisch.

Dass diese fürsorgliche Regierung dabei auch die Kontaktdaten von den Abermillionen Menschen abgreift, die nichts mit ihr zu tun haben wollen, sondern einfach nur Freunde oder Bekannte eines Whapland-Bürgers sind – ist halt so, ist heute normal. Oder sollen wir etwa alle unsere Kontakte um Einwilligung bitten, bevor wir den Aufnahmebedingungen von Whapland zustimmen?

Sag mir, wer deine Freunde sind …

Aber das ist nicht alles, was die Whapland-Regierung weiß. Sag mir, wer deine Freunde sind, und ich sage dir, wer du bist. Wenn die Informationen über jemanden dürftig sind – weil dieser Jemand zum Beispiel auf Privatsphäre Wert legt – dann wird ein Blick auf die Freunde und Bekannten ganz aussagekräftig sein. Für Ermittler aus Fleisch und Blut eine recht mühsame Recherche. Kollege Algorithmus erledigt das quasi nebenbei.

Und auch das ist womöglich ja nur nett gemeint. Um uns mit Werbung versorgen zu können, die zu uns passt. Und mit Posts und Videos. Und mit Informationen überhaupt. Weil die Regierung von Whapland letztlich am besten weiß, was uns gefällt – oder gefallen sollte? Auch normal, oder?

Nur nicht in Ordnung, oder schon illegal?

Das bisher Gesagte mag im rein privaten Bereich schulterzuckend als das neue Normale in Kauf genommen werden. Auch wenn es, das sagt uns allein schon unser Gefühl, streng genommen nicht in Ordnung ist. Spätestens im beruflichen Umfeld wird die Sache jedoch brenzlig, wenn die Grenzen des Datenschutzes eindeutig überschritten werden. Stichwort Metadaten.

WhatsApp weiß zwar nicht, was genau da verschlüsselt gechattet wird. (Das wissen höchstens Apple & Co., wenn man für den Fall eines Crashes die Back-up-Funktion aktiviert hat.) Aber wer, wann, von wo, wie lange und mit wem gechattet hat, das weiß WhatsApp schon sehr genau. Und speichert es auf Servern, die nicht den strengen europäischen Datenschutzrichtlinien unterliegen. Das ist für jede berufliche Kommunikation tabu und kann für einen Arbeitgeber, der das toleriert, sehr teuer werden.

Vertraulichkeit, Sicherheit und Komfort

Es gibt Probleme, die nun wirklich schwer zu lösen sind, die Erderwärmung zum Beispiel oder der Nahostkonflikt. Aber einen Messenger zu entwickeln, mit dem Menschen privat und dienstlich vertraulich, sicher und komfortabel kommunizieren können – das ist kein Hexenwerk. Man muss es nur wollen.

Wir bei ownSoft bekennen uns dazu, dass es uns als Softwarefirma nichts angeht, wer mit unserem Messenger ownChat wann, wo und mit wem kommuniziert. Wir lehnen es ab, mit den Daten unserer Nutzer Geld zu verdienen. Stattdessen bauen wir auf Kundinnen und Kunden, denen Vertraulichkeit, Sicherheit und Komfort einen fairen Preis wert sind. Und mit denen wir uns einig wissen: Das ist normal. Und soll es auch bleiben.