Dienste in der Pandemie

Digitale Helfer im Kampf gegen Corona

Was jeder von uns tun sollte, um sich und andere vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus zu schützen, weiß inzwischen jedes Kind: Abstand halten, in die Armbeuge husten und niesen, Hände regelmäßig waschen und im Umkreis anderer Menschen Mund-Nasen-Schutz tragen. In der kalten Jahreszeit, wo wir viel Zeit in geschlossenen Räumen verbringen, gehört regelmäßiges Lüften auch dazu.

Darüber hinaus gibt es eine ständig wachsende Anzahl an digitalen Diensten, die uns im Kampf gegen die Pandemie unterstützen. Sie sind in mehrfacher Hinsicht nützlich. Erstens natürlich, weil sie ihren primären Zweck erfüllen. Indem uns die offizielle Corona-Warn-App zum Beispiel über mögliche Ansteckungen informiert und uns entsprechende Handlungsempfehlungen gibt.
Der zweite Vorteil ist allerdings auch nicht zu unterschätzen. Indem wir solche digitalen Möglichkeiten nutzen, erhöhen wir unwillkürlich unsere Sensibilität für Risiken und unser Verständnis für Zusammenhänge. Das ist in einer globalen Krankheitswelle besonders wichtig. Denn die kann nicht durch Beschlüsse, Gesetze oder Verordnungen gestoppt werden. Sondern nur durch unser Verhalten.

Hilflosigkeit ein Ventil bieten

Und dann spricht noch ein drittes Argument dafür, im Kampf gegen Corona auf digitale Hilfsmittel zurückzugreifen. Weil wir dadurch unserer vielfach empfundenen Hilflosigkeit ein Ventil bieten. Wir sind nicht nur Opfer höherer Gewalt. Sondern können gegensteuern. Das zu begreifen und zu tun, fühlt sich gut an.

Wer sich fragt, ob das angesichts der dramatischen Entwicklung der letzten Wochen überhaupt etwas bringt, sollte sich einmal hier die Situation im internationalen Zusammenhang anschauen. Es ist logisch, dass die absoluten Infektionszahlen in den USA höher sind als zum Beispiel in Liechtenstein. Wesentlich aussagekräftiger wird das, wenn wir die Infektionszahlen je Million Einwohner vergleichen. Da wird deutlich, dass in Deutschland sicherlich nicht alles, aber doch einiges richtig gemacht worden ist.

Nachfolgend haben wir eine kleine Auswahl an digitalen Helfern zusammengestellt, die uns nützlich erscheinen. Um uns selbst zu schützen. Um andere nicht zu gefährden. Und um angesichts der komplizierten Herausforderung einen möglichst klaren Kopf zu bewahren.

Die offizielle Corona-Warn-App

Mit der offiziellen Corona-Warn-App, ihrem Zweck und insbesondere den Aspekten des Datenschutzes haben wir uns bereits kurz nach ihrer Einführung befasst. Inzwischen ist sie mehrfach verbessert und (Stand 6. November 2020) 21,3 Millionen mal heruntergeladen worden. Das ist im Prinzip ganz gut, weil die Durchdringung mit rund 26 Prozent damit deutlich über dem Schwellwert von 15 Prozent liegt, bei dem die App nachweislich wirksam wird. Allerdings ist damit bisher erst knapp die Hälfte des angestrebten Wertes von 60 Prozent erreicht.
Ein wesentlicher Faktor in der Bekämpfung einer hochansteckenden Krankheit liegt in der Unterbrechung von Infektionsketten. Die Gesundheitsämter haben bis zur Grenze des Machbaren Kontakte von Infizierten identifiziert und die Betroffenen informiert, um die Verbreitung des Virus einzudämmen.

Angesichts der dramatisch gestiegenen Zahlen ist das inzwischen ein aussichtsloses Unterfangen. Umso wichtiger ist es, dass jeder Einzelne diese Verantwortung übernimmt: eigene Infektionsrisiken erfassen und potenziell Betroffene warnen. Genau das ermöglicht diese App. Sie steht in den einschlägigen App-Stores kostenlos zum Download bereit.

Datenspende-App des RKI

Die Corona-Warn-App erfasst ein Minimum an Informationen, um auf potenziell riskante Begegnung hinweisen zu können. Gleichzeitig sind weit mehr Daten vorhanden, die für Epidemiologen und andere Wissenschaftler von großem Wert sind. Deshalb ruft das Robert-Koch-Institut (RKI) Nutzer von sogenannten Wearables, also Smartwatches oder Fitnesstrackern, auf, ihre Daten mithilfe der Corona-Datenspende-App freiwillig der Wissenschaft zu spenden.

Wichtig zu wissen ist zunächst einmal, dass die Daten einem Pseudonym zugeordnet werden. Damit die Daten einer Person über einen längeren Zeitraum zusammengefasst und interpretiert werden können, bekommt jeder Nutzer eine individuelle ID. Weder der technische Dienstleister noch das RKI erhalten persönliche Informationen wie Name oder Anschrift. Die Daten werden auf Servern in Deutschland gespeichert und ausschließlich zu wissenschaftlichen Zwecken genutzt.

Die Corona-Datenspende-App übermittelt die von Smartwatches und Fitnesstrackern erfassten Informationen an das RKI: Aktivitäten wie Sport, Ruhe oder Schlaf, Vitaldaten wie Puls, Stress, Temperatur oder Blutdruck. Eine Postleitzahl ordnet die Werte einem Gebiet zu.

Wichtigstes Ziel ist es, die Ausbreitung des Virus besser zu erfassen, die Dunkelziffer der Infizierten zu verringern und Maßnahmen gegen eine Verbreitung abzuleiten. Erfahrungen der Vergangenheit haben gezeigt, dass automatisierte Sensordaten weit zuverlässiger auf eine Infektion hinweisen als zum Beispiel die manuelle Eingabe von Symptomen. Die Corona-Datenspende-App ist kostenlos im Google Playstore und Apple App Store verfügbar.

Studie zu gesundheitlichen Auswirkungen

Die psychischen und körperlichen Belastungen durch die Pandemie und die Einschränkungen des öffentlichen Lebens haben Forscherinnen und Forscher der Universität Würzburg im Visier. Sie wollen wissenschaftlich fundiert feststellen, welche langfristigen Effekte Kontaktbeschränkungen und andere Covid-19-Maßnahmen auf die psychische und körperliche Gesundheit sowie auf die Lebensqualität von Menschen haben. Ziel ist es, Erfahrungen systematisch zu erfassen und möglichst zügig in Entscheidungen einfließen zu lassen.

Herzstück der Corona Health App sind frei wählbare Kurzbefragungen zu Aspekten des eigenen psychischen oder körperlichen Befindens. Durch die wöchentliche Wiederholung derselben Fragen kann abgebildet werden, wie sich Lockdowns oder Kontaktbeschränkungen auf das Befinden und die Lebensqualität auswirken.

Die Daten werden vollständig anonym auf Servern des Universitätsklinikums Würzburg gespeichert. GPS-Daten, die auf Android-Geräten eine regionale Zuordnung von Ergebnissen erlauben, sind bewusst auf einen Radius von elf Kilometer vergröbert. Auf Android-Geräten können zudem anonyme Daten zur Nutzung von Kommunikations-Tools wie Telefon und Messenger wertvolle Hinweise liefern.

Entwickelt wurde die App von einem Team am Institut für Klinische Epidemiologie und Biochemie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Unterstützung leisteten das RKI und die Universitäten Ulm und Regensburg. Verfügbar ist die Corona Health App kostenlos im Google Playstore und Apple App Store.

„Der“ Corona-Podcast

An Informationen über die Corona-Pandemie mangelt es wahrlich nicht. Keine Nachrichtensendung, in der das Thema nicht beleuchtet wird, ungezählt die Wissenschaftler, Politiker und Fachleute jeglicher Couleur, die sich zu Wort melden. Einer sticht jedoch eindeutig aus der Informationsflut hervor: Christian Drosten, Professor und Direktor des Instituts für Virologie der Charité Berlin.

Seit Ende Februar 2020 sortiert er in einem Podcast des NDR im Dialog mit wechselnden Moderatorinnen die Spreu vom Weizen, stellt Zusammenhänge her und erklärt, was wichtig ist und was nicht. Und das auf eine Art, die wissenschaftlich fundiert und verständlich. Seit der Sommerpause wechselt sich Drosten wöchentlich ab mit Sandra Ciesek, Leiterin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt und Professorin für Medizinische Virologie an der Goethe-Universität.

Das mehrfach preisgekrönte Coronavirus-Update wurde mittlerweile mehr als 60 Millionen mal allein von der Internetseite des NDR abgerufen. Dort stehen alle Folgen mit kurzer Inhaltsangabe zum Download bereit. Verbreitet werden sie aber auch zum Beispiel auf Spotify, iTunes, YouTube und über verschiedene Messenger. Interessierte Menschen in mehr als 60 Ländern machen von dem Angebot Gebrauch.

Kontakttagebuch: Wann, wo und mit wem?

Zu den pragmatischen und nachdrücklichen Empfehlungen von Christian Drosten und anderen Fachleuten gehört die Pflege eines Kontakttagebuchs. Wer sich mit Corona infiziert hat, muss (und will sicherlich) schnellstmöglich diejenigen informieren, die er oder sie möglicherweise während der Inkubationsphase angesteckt hat. Dies ist ein entscheidender Schritt zur Eindämmung der weiteren Verbreitung.

Es ist allerdings nicht so ganz leicht zu rekonstruieren, wo man im Verlauf der letzten Woche gewesen ist und welches Risikopotenzial daraus für andere entstanden sein könnte. Einen Großteil der Arbeit können hier einschlägige Apps übernehmen. Sie erleichtern tägliche Einträge zu Aktivitäten und Kontakten, so dass die relevanten Informationen im Fall der Fälle zur Verfügung stehen.

Im Kern sind die Apps ähnlich und unterscheiden sich lediglich im Detail. Bequem ist es, wenn Kontakte aus dem eigenen Adressbuch importiert werden können. Genauso schnell lässt sich aber auch eine neue Person nur mit Spitznamen, Kürzel oder Initialen anlegen. Natürlich gehört eine Info zum Ort dazu, im Idealfall vor Ort per Klick.

Positiv bewertet werden unter anderem Coronika (Android, iOS in Vorbereitung) und Cluster Diary (iOS, Android als APK Datei).

Im Hinblick auf den Datenschutz gibt es keine Bedenken, denn beide Apps arbeiten offline. Die Daten werden ausschließlich lokal gespeichert und können auf Wunsch zu Berichten zusammengefasst und exportiert werden.

Einkaufen: Wie voll ist es?

Selbst wenn man Kontakte auf das Allernotwendigste beschränkt und sich womöglich sogar die Lebensmittel nach Hause liefern lassen kann: Irgendwann muss man mal etwas einkaufen oder besorgen. Aber vielleicht kann man das in eine Zeit legen, in der nicht gerade großer Andrang herrscht.

Dabei kann die App Crowdless helfen. Sie greift auf anonymisierte Daten zum Beispiel von Google Maps und Google Places zu und zeigt mit einem Ampelsystem an, wie voll oder weniger voll Geschäfte sind. Selbst wenn man zeitlich nicht flexibel ist, kann man sich so womöglich für ein weniger frequentiertes Geschäft entscheiden.

Crowdless wurde von einem britischen Sozialunternehmen mit Unterstützung unter anderem der Europäischen Weltraumorganisation ESA und der Universität Oxford entwickelt. Daten werden nur dann an einen zentralen Server übermittelt, wenn der Benutzer dies zum Beispiel im Sinne eines Crowdsourcings ausdrücklich erlaubt. Die App ist sowohl für Android als auch für iOS in den Stores kostenlos erhältlich.

Das Wesentliche, präzise und zuverlässig

  • Abschließend weisen wir noch auf zwei Internetseiten hin, die präzise und zuverlässige Informationen zum Thema Corona bereithalten:
    Einen genauen Überblick über Infektionszahlen in Deutschland auf Landes- und Kreisebene liefert das COVID-19-Dashboard des Robert-Koch-Instituts.
  • Verlässliche Antworten auf die wichtigsten Fragen, wertvolle Informationen und nützliche Handlungsempfehlungen bietet das Internetportal „Zusammen gegen Corona“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und des Robert-Koch-Instituts.

Es versteht sich, dass unsere Liste nicht vollständig sein kann. Aber als Entwickler des datenschutzkonformen Messengers ownChat freuen wir uns, dass gut gemachte Apps im Kampf gegen Corona wertvolle Hilfe leisten.